Vorwort
Im Dezember 2017 hatte mir der damalige Freund meiner Tochter ein inspirierendes Buch zum Geburtstag geschenkt. Der Titel lautete Messerbauen
von Lars Ohm. In den kurzen Pausen, die mir zwischen der Verköstigung meiner Gäste blieben, schlug ich mehrmals neugierig das Buch auf. Als Erstes
fiel mir ins Auge, dass man verrostete Stahlklingen (nicht Damaststähle) mit Schmirgelpapier bearbeiten kann. Kurz darauf keimte ein Gedanke auf.
Im Schuhschrank lag seit Jahren mein verrostetes Jagdmesser der Firma Herbertz. Es ist knapp 50 Jahre alt und hatte mich seit meiner Jugend begleitet.
Wegen des momentan schlechten Zustandes, wollte ich es schon des Öfteren entsorgen. Aber ich brachte es nicht übers Herz, mich davon zu trennen.
Schließlich war es ein treuer Diener beim Holzschnitzen, Fischen und Zerkleinern von Lagerfeuerholz.
Am nächsten Nachmittag, die Nacht war kurz, beschäftigte mich wiederum das Buch von Lars Ohm, den ich gerne kennengelernt hätte. Dank seinem Buch war
mein erstes Projekt geboren. Das Bowiemesser von Herbertz sollte restauriert werden. Zumindest einen Versuch war es wert. Nach dem Schleifen
und Polieren der Klinge glänzte sie wieder fast wie neu. Nur ein paar Kerben blieben zurück. Nach der langen Gebrauchszeit darf natürlich etwas vom
Charakter des Messers zu sehen sein. Das Griffleder habe ich mit Schuhcreme behandelt und poliert.
Anmerkungen zum Messerbau:
Beim Umgang oder dem Erwerb von Messern und Klingen, sind die unter anderem die Vorschriften des Waffengesetzes zu beachten. Bei jugendlichen
Messerbauern empfehle ich dringend die Unterstützung eines Erwachsenen bei den Arbeitsschritten. Scharfe Klingen müssen während der Bearbeitung abgeklebt oder umwickelt werden, um Verletzungen zu vermeiden. Bei der Bearbeitung von Griffholz können bei bestimmten Holzarten allergische Reaktionen durch Stäube auftreten. Während der Bearbeitung ist anzuraten,Schutzhandschuhe, Schutzbrille und Atemmaske zu tragen. Beim letzterem Utensil haben wir ja mittlerweile Erfahrung gesammelt. Beim Bohren empfiehlt es sich, das
Material einzuspannen. Zum Versiegeln des Griffholzes wird oftmals Leinöl verwendet. Bitte beachten, dass sich mit Leinöl getränkte Lappen selbst entzünden können.
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Ein neuer Griff für unser Küchenmesser.
Seit Jahren lag unser altes Küchenmesser der ehemaligen "Goldhamster" Manufaktur unbenutzt herum. Der Plastikgriff hatte sich teilweise abgelöst,
aber die Klinge war noch gut in Schuss. Der Versuch, die Klinge mit einem neuen Griff zu versehen war geboren. Natürlich wollte ich keine größere Summe für das Holz ausgeben. Wer wusste, ob es klappen würde. Also erwarb ich von einem nahegelegenen Möbelhaus ein Bambusschneidebrett für fünf Euro. Damit würde sich der Verlust in Grenzen halten, falls es danebengehen sollte.
Nachdem ich gerade noch zwei Halbschalen aus dem Brett herausgesägt hatte, die erste war innen hohl, klebte ich beide nach der Bearbeitung und der
Verwendung von zwei Messingpins mit 2-Komponenten-Kleber zusammen. Die Arbeitsschritte sind auf den folgenden Bildern dargestellt:
Die Halbschalen wurden ausgesägt und die Vertiefungen für den Erl herausgearbeitet.
Bohren der Löcher für die Messingpins. (Für ein vernünftiges Bohrergebnis bitte hochwertige Holzbohrer verwenden.) Grobe Abrundung der Halbschalen mit Schmirgelpapier.
Die Halbschalen und Pins wurden mit 2K-Kleber aufgeklebt. Es ist ratsam, die Überreste des Klebers mit technischen Alkohol zu entfernen. Danach zur Fixierung der Schalen Schraubzwingen anbringen.
Nach dem Schleifen mit Schmirgelpapier (80 bis 3000), wurde der Griff einige Male mit Leinölfirnis eingelassen und nach dem Trocknen poliert.
Nach der Fertigstellung hoffe ich, dass meine Frau das Messer nicht versehentlich in die Spülmaschine steckt.
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Jetzt war es an der Zeit etwas Neues anzufertigen.
Zufällig hatte mein Bruder demnächst Geburtstag und in mir keimte der Gedanke auf, ihm ein selbstgefertigtes Unikat zu schenken.
Selbstverständlich sollte es sich um ein Damastmesser handeln. Die Klinge erwarb ich aus China. Bei der Holzauswahl überzeugte mich Cocobolo.
Beim Erwerb von Hölzern ist es ratsam, sich vorab zu informieren, ob es sich um Holz von geschützten Baumarten handelt. (CITES) Geschützte Arten
dürfen nicht ohne Weiteres importiert werden. Die Zollbestimmungen sind zu beachten. Am besten bezieht man Griffholz von Händlern innerhalb der EU.
Außerdem gibt auch wunderbare Hölzer für den Messerbau, die nicht auf der roten Liste der geschützen Baumarten stehen.
Wie gehabt, wurden die beiden Halbschalen mit der Laubsäge herausgesägt und auf den Seiten plan geschliffen. Man sollte schon im Genauigkeitsbereich von ca. 1/10 Millimeter arbeiten. Ein Millimeter Toleranz, möchte ich behaupten, ist einfach zu ungenau. Zum Planschleifen verwende ich eine kleine beschichtete Holzplatte auf die Schmirgelpapier mit
doppelseitigen Klebeband aufgeklebt wurde.
Dieses Mal habe ich Mosaikpins verwendet. Diese Pins sind zwar etwas kostenintensiver als vergleichbare aus Messing oder Alu, sehen aber dafür klasse aus.
Wennschon, dennschon.
Die Griffschalen wurden an der Vorderseite, beim Übergang zur Klinge, bereits vollständig in Form geschliffen. Nach dem Aufkleben der Schalen
ist das Nachschleifen an dieser Stelle schwierig. Die Klinge kann durch Schmirgelpapier leicht "verletzt" werden. (Tipp: die Stelle am Klingenübergang zum Griff abkleben.)
Nach einigen Schleif- und Polierarbeiten hier das fertiggestellte Messer.
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Messerbauen hat Suchtpotenzial und somit war das Modell "Buffalo" geboren.
Neues Material wie Sandelholz und Büffelknochen mussten besorgt werden. Ebenso kleine Mosaikpins mit 3mm und 4mm Durchmesser und natürlich eine kleine scharfe Klinge.
Danach ging es wieder an die üblichen Arbeiten. Eine kleine Herausforderung war die präzise Einarbeitung des Büffelknochens. Zum genauen Sägen ist eine japanische Dozukisäge
sehr hilfreich. Mit einer Anschlagshilfe kann damit präzise gesägt werden. Beispielsweise liefert eine Vierkantleiste, mit Schraubzwingen auf die Griffschale bzw. den Knochen
gepresst, gute Ergebnisse und einen sauberen Schnitt. Nachschleifen ist nicht notwendig gewesen.
Die Vermutung liegt nahe, dass kleine Messer weniger Arbeit verursachen. Ein Trugschluss, kann man getrost behaupten. Die nötige Sorgfalt und somit auch das erforderliche
Arbeitspensum wie bei größeren Messern sind erforderlich. Lediglich das Material fällt ein bisschen kostengünstiger aus.
Ein kleines scharfes Teufelchen zum Schneiden von Minigurken oder Radieschen im Biergarten.
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Eine weitere Variation des Modells Buffalo.
Diesmal mit höherem Anteil an Büffelknochen.
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Ein weiteres Damastmesser (Modell: kamabi) mit Griff aus karelischer Maserbirke wurde angefertigt.
Die bewährte Vorgehensweise, wie bereits beschrieben, kam auch dieses Mal zur Anwendung.
Allerdings dringen bei hellem Material leicht Metallpartikel ins Griffholz und verfärben dieses. Deshalb sollten die Pins vor dem Verkleben des Griffes möglichst genau passen. Die kleinen Vertiefungen im Maserholz können mit 2K-Kleber aufgefüllt werden.
Zum Abschluss erfolgte das mehrfache Schleifen und Behandeln des Griffes mit Leinöl.
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